Schnee auf Teneriffa
Teneriffa-Wetter Pico del Teide
"Im Winter, während der Vulkan mit Eis und Schnee bedeckt ist,
genießt man in diesem Landstrich eines ewigen Frühlings"
(Alexander Freiherr von Humboldt über das Orotava-Tal)
Die Kanaren sind die Inseln des ewigen Frühlings. Hier scheint fast immer die Sonne und das relativ gleichbleibende, milde Klima der Inseln ist weltweit bekannt. Wie kann es dann möglich sein, dass es auf Teneriffa regelmäßig schneit - zumal Teneriffa nur knapp 300 Kilometer von der Sahara-Wüste entfernt liegt!? So unglaublich das klingt, auf Teneriffa fällt jeden Winter Schnee. Allerdings nicht im Küstenbereich, sondern weit oben auf dem Teide, dem 3.718 Meter hohen Inselvulkan und höchsten Berg Spaniens. Seine Spitze, der sogenannte "Pilón de Azúcar" (span.: Zuckerhut), thront mächtig über den Wolken und ist im Winter fast immer von leuchtend weißen Schnee bedeckt.
Ab und zu schneit es aber auch in den tiefer gelegenen Gebieten. Wenn die umliegende Vulkanlandschaft im glänzenden Weiß erstrahlt, berichten gleich alle spanischen Tageszeitungen von diesem Ereignis und die Canarios kleiden sich dick in Jacke, Schal und Mütze und fahren mit Freunden und Familie hinauf in die Berge, um die plötzliche weiße Pracht zu genießen und mit Plastiktüten die Hänge hinunterzurodeln. Der letzte große Schneefall, der auch die höheren Gebiete der Nachbarinseln mit Schnee bedeckte, war im Jahre 2004.
Doch der weiße, glitzernde Schnee spielte auch schon zu früheren Zeiten eine große Rolle. Im 15. Jahrhundert zur Zeit der spanischen Eroberer entstand der Berufsstand der sogenannten "Neveros", der Eisverkäufer. Diese bestiegen mit Säcken und Eseln den Teide, luden so viel Eis ein, wie sie tragen konnten und stiegen wieder hinab, um das Eis in den Ortschaften zu verkaufen. Selbst im Sommer gingen die "Neveros" ihrer Tätigkeit nach, denn hoch oben in der "Cueva del Hielo", der "Eishöhle" ist das ganze Jahr über Eis vorhanden.
Auch der berühmte deutsche Naturforscher Alexander Freiherr von Humboldt bezwang schon den Teide. Er bereiste Teneriffa im Juni 1799 für fünf Tage und unternahm unter anderem eine 21 Stunden lange Wanderung auf den Inselvulkan. In seinem Reisebericht schreibt er von der beschwerlichen Bergtour, dem Schnee ("Wir waren starr vor Kälte, obgleich der Thermometer etwas über dem Gefrierpunkt stand") und erwähnte auch die "Neveros", denen er in den Bergen begegnete:
"Hier halten sich auch die Neveros auf, das heißt die Eingeborenen, die gewerbsmäßig Eis und Schnee suchen und in den benachbarten Städten verkaufen. Ihre Maultiere, die das Klettern mehr gewöhnt sind, als die, welche man den Reisenden gibt, gehen bis zur Alta Vista und die Neveros müssen den Schnee dahin auf dem Rücken tragen. Über diesem Punkte beginnt das Malpays, wie man [...] einen von Dammerde entblößten und mit Lavabruchstücken bedeckten Landstrich nennt. Wir bogen rechts von Wege ab, um die Eishöhle zu besehen, die in 1728 Toisen [= 3367 m] Höhe liegt, also unter der Grenze des ewigen Schnees in dieser Breite. Wahrscheinlich rührt die Kälte, die in dieser Höhle herrscht, von denselben Ursachen her, aus denen sich das Eis in den Gebirgsspalten des Jura und der Pyrenäen erhält, und über welche die Ansichten der Physiker noch ziemlich auseinander gehen. Die natürliche Eisgrube des Pics hat übrigens nicht jene senkrechten Öffnungen, durch welche die warme Luft entweichen kann, während die kalte Luft am Boden ruhig liegen bleibt. Das Eis scheint sich hier durch starke Anhäufung zu erhalten, und weil der Proceß des Schmelzens durch die bei rascher Verdunstung erzeugte Kälte verlangsamt wird. Dieser kleine unterirdische Gletscher liegt an einem Ort, dessen mittlere Temperatur schwerlich unter 3° beträgt, und er wird nicht, wie die eigentlichen Gletscher der Alpen, vom Schneewasser gespeist, das von den Berggipfeln herabkommt. Während des Winters füllt sich die Höhle mit Schnee und Eis, und da die Sonnenstrahlen nicht über den Eingang hinaus eindringen, so ist die Sommerwärme nicht im Stande, den Behälter zu leeren."
(Alexander von Humboldt: Reise in die Aequinoctial-Gegenden des neuen Continents.)
Schnee auf Teneriffa - immer wieder ein besonderes Erlebnis. An der Küste 20 bis 25 Grad und auf über 2000 Metern Höhe Schneefall - das gab es z.B. im März 2011.
In der Nacht vom Sonntag, 13. März 2011 zum Montag, 14. März 2011 hat es auf der sonst auch im Winter von Sonne und milden Temperaturen beglückten Insel geschneit. Bis hinunter auf 1100 bis 1400 Metern Höhe gab es teils heftigen Flockenwirbel. In Vilaflor und im oberen Orotavatal bei Aguamansa lag Schnee. In der Nacht zu 19. März 2011 schneite es im Orotavatal sogar bis hinunter in den Ort La Orotava.
Die Zufahrtstraßen zum Teide-Nationalpark waren tagelang gesperrt. Der tatsächlich gesichtete Schneepflug war im Großeinsatz.
Zahlreiche Tinerfeños wollten sich den Flockenwirbel nicht entgehen lassen. Viele Einwohner der weiter unten gelegenen Ortschaften waren per Auto unterwegs. Immer wieder vergnügten sich die Tinerfeños bei einer zünftigen Schneeballschlacht oder bei den kanarischen Meisterschaften im Rodeln. Alles war irgendwie rutschen konnte, wurde als Sportgerät genutzt - Kehrschaufeln, Fußmatten aus dem Auto, Müllsäcke ... Es war ein ganz besonderes Erlebnis.
(Alexander Freiherr von Humboldt über das Orotava-Tal)
Die Kanaren sind die Inseln des ewigen Frühlings. Hier scheint fast immer die Sonne und das relativ gleichbleibende, milde Klima der Inseln ist weltweit bekannt. Wie kann es dann möglich sein, dass es auf Teneriffa regelmäßig schneit - zumal Teneriffa nur knapp 300 Kilometer von der Sahara-Wüste entfernt liegt!? So unglaublich das klingt, auf Teneriffa fällt jeden Winter Schnee. Allerdings nicht im Küstenbereich, sondern weit oben auf dem Teide, dem 3.718 Meter hohen Inselvulkan und höchsten Berg Spaniens. Seine Spitze, der sogenannte "Pilón de Azúcar" (span.: Zuckerhut), thront mächtig über den Wolken und ist im Winter fast immer von leuchtend weißen Schnee bedeckt.
Ab und zu schneit es aber auch in den tiefer gelegenen Gebieten. Wenn die umliegende Vulkanlandschaft im glänzenden Weiß erstrahlt, berichten gleich alle spanischen Tageszeitungen von diesem Ereignis und die Canarios kleiden sich dick in Jacke, Schal und Mütze und fahren mit Freunden und Familie hinauf in die Berge, um die plötzliche weiße Pracht zu genießen und mit Plastiktüten die Hänge hinunterzurodeln. Der letzte große Schneefall, der auch die höheren Gebiete der Nachbarinseln mit Schnee bedeckte, war im Jahre 2004.
Doch der weiße, glitzernde Schnee spielte auch schon zu früheren Zeiten eine große Rolle. Im 15. Jahrhundert zur Zeit der spanischen Eroberer entstand der Berufsstand der sogenannten "Neveros", der Eisverkäufer. Diese bestiegen mit Säcken und Eseln den Teide, luden so viel Eis ein, wie sie tragen konnten und stiegen wieder hinab, um das Eis in den Ortschaften zu verkaufen. Selbst im Sommer gingen die "Neveros" ihrer Tätigkeit nach, denn hoch oben in der "Cueva del Hielo", der "Eishöhle" ist das ganze Jahr über Eis vorhanden.
Auch der berühmte deutsche Naturforscher Alexander Freiherr von Humboldt bezwang schon den Teide. Er bereiste Teneriffa im Juni 1799 für fünf Tage und unternahm unter anderem eine 21 Stunden lange Wanderung auf den Inselvulkan. In seinem Reisebericht schreibt er von der beschwerlichen Bergtour, dem Schnee ("Wir waren starr vor Kälte, obgleich der Thermometer etwas über dem Gefrierpunkt stand") und erwähnte auch die "Neveros", denen er in den Bergen begegnete:
"Hier halten sich auch die Neveros auf, das heißt die Eingeborenen, die gewerbsmäßig Eis und Schnee suchen und in den benachbarten Städten verkaufen. Ihre Maultiere, die das Klettern mehr gewöhnt sind, als die, welche man den Reisenden gibt, gehen bis zur Alta Vista und die Neveros müssen den Schnee dahin auf dem Rücken tragen. Über diesem Punkte beginnt das Malpays, wie man [...] einen von Dammerde entblößten und mit Lavabruchstücken bedeckten Landstrich nennt. Wir bogen rechts von Wege ab, um die Eishöhle zu besehen, die in 1728 Toisen [= 3367 m] Höhe liegt, also unter der Grenze des ewigen Schnees in dieser Breite. Wahrscheinlich rührt die Kälte, die in dieser Höhle herrscht, von denselben Ursachen her, aus denen sich das Eis in den Gebirgsspalten des Jura und der Pyrenäen erhält, und über welche die Ansichten der Physiker noch ziemlich auseinander gehen. Die natürliche Eisgrube des Pics hat übrigens nicht jene senkrechten Öffnungen, durch welche die warme Luft entweichen kann, während die kalte Luft am Boden ruhig liegen bleibt. Das Eis scheint sich hier durch starke Anhäufung zu erhalten, und weil der Proceß des Schmelzens durch die bei rascher Verdunstung erzeugte Kälte verlangsamt wird. Dieser kleine unterirdische Gletscher liegt an einem Ort, dessen mittlere Temperatur schwerlich unter 3° beträgt, und er wird nicht, wie die eigentlichen Gletscher der Alpen, vom Schneewasser gespeist, das von den Berggipfeln herabkommt. Während des Winters füllt sich die Höhle mit Schnee und Eis, und da die Sonnenstrahlen nicht über den Eingang hinaus eindringen, so ist die Sommerwärme nicht im Stande, den Behälter zu leeren."
(Alexander von Humboldt: Reise in die Aequinoctial-Gegenden des neuen Continents.)
Impressionen vom Schneewinter 2011
Schnee auf Teneriffa - immer wieder ein besonderes Erlebnis. An der Küste 20 bis 25 Grad und auf über 2000 Metern Höhe Schneefall - das gab es z.B. im März 2011.
In der Nacht vom Sonntag, 13. März 2011 zum Montag, 14. März 2011 hat es auf der sonst auch im Winter von Sonne und milden Temperaturen beglückten Insel geschneit. Bis hinunter auf 1100 bis 1400 Metern Höhe gab es teils heftigen Flockenwirbel. In Vilaflor und im oberen Orotavatal bei Aguamansa lag Schnee. In der Nacht zu 19. März 2011 schneite es im Orotavatal sogar bis hinunter in den Ort La Orotava.
Die Zufahrtstraßen zum Teide-Nationalpark waren tagelang gesperrt. Der tatsächlich gesichtete Schneepflug war im Großeinsatz.
Zahlreiche Tinerfeños wollten sich den Flockenwirbel nicht entgehen lassen. Viele Einwohner der weiter unten gelegenen Ortschaften waren per Auto unterwegs. Immer wieder vergnügten sich die Tinerfeños bei einer zünftigen Schneeballschlacht oder bei den kanarischen Meisterschaften im Rodeln. Alles war irgendwie rutschen konnte, wurde als Sportgerät genutzt - Kehrschaufeln, Fußmatten aus dem Auto, Müllsäcke ... Es war ein ganz besonderes Erlebnis.